Für einen Primizsegen läuft man sich ein Paar Schuhe durch!

Wie man an diesem altbekannten Zitat merkt, hatte der Volksmund immer schon eine Ahnung von den großen und heiligen Momenten im Dorfleben. Die Pfarre Mils bei Imst freut sich, nach mehr als 90 Jahren endlich wieder eine Primiz anzukünden. Armin Hammerle wird Anfang September im Rahmen des Milser Kirchtages sein erstes heiliges Messopfer in der Heimatgemeinde feiern. Das Wort „Primiz“ leitet sich übrigens aus dem Lateinischen ab und wird als Abwandlung von „primitiae“ – „Erstlingsfrucht“ oder „prima missa“ – „erste Messe“ gedeutet. 

Dass Armin (Jahrgang 1992) einmal als Priester am Altar stehen und den Menschen das Evangelium Jesu Christi verkünden würde, war für ihn selbst nicht absehbar. „Ich wollte zuerst Förster werden, eine Familie gründen und ein ganz klassisches Leben führen. Aber schon bald habe ich durch kleine Zeichen begonnen, darüber nachzudenken, ob es nicht möglich wäre, dass Gott mich zum Priester beruft.“ Nach dem Besuch der Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur wagte Armin den entscheidenden Schritt. Er trat als 19jähriger der römisch-katholischen Missionsgemeinschaft „Pro Deo et Fratribus“ bei, übersiedelte nach Rom und begann dort das Theologiestudium. „Die Ausbildung an der Päpstlichen Universität in Rom und das Gemeinschaftsleben im Priesterseminar haben mich sehr begeistert und die Schönheit und Heiligkeit der Kirche gelehrt,“ meint der Primiziant im Rückblick auf seine besondere Lebensentscheidung. Dieser Weg vom Förster zum Priester wurde nun im August 2021 durch den Empfang der Priesterweihe in der Slowakei besiegelt. „Ich freue mich, als Priester endlich das Evangelium zu verkünden und die Liebe Gottes in den Sakramenten zu spenden,“ fügt Armin freudestrahlend hinzu und erzählt von seiner zukünftigen Aufgabe als Familienseelsorger im oberbayrischen Zankenhausen. 

Zuvor wird der Primiziant am 5. September das von vielen Gläubigen freudig erwartete erste heilige Messopfer in seiner Heimatgemeinde Mils feiern. Dabei wird dem Primizsegen eine besondere Bedeutung zugesprochen. Dieser Moment erinnert daran, dass es die erste Pflicht des Neupriesters ist, das Volk Gottes zu segnen und in den Sakramenten zu heiligen. Bei diesem Einzelprimizsegen am Vorabend des Festes legt der Primiziant den Gläubigen die Hände auf und segnet unter Anrufung der Heiligen jeden einzelnen. Im Volksmund heißt es dementsprechend: „Für einen Primizsegen läuft man sich ein Paar Schuhsohlen durch!“

Traditionell wird den Neupriester während der Primiz auch ein kleines Mädchen begleiten. Als sogenannte Primizbraut trägt es ein weißes Kleid und symbolisiert die Kirche. Ihre Aufgabe ist es, den Primizianten nach seinem feierlichen Empfang beim Elternhaus durch das Dorf zum Altar zu führen. Dort überreicht ihm das Mädchen den Primizkelch, der zusammen mit dem Messgewand einen Tag zuvor gesegnet wird. Die Botschaft der Primizbraut ist besonders in dieser für viele Menschen schwierigen und oft auch verwirrenden Zeit tröstend: Die Gläubigen erwarten von Priestern nur eines: dass sie darauf spezialisiert sind, die Begegnung des Menschen mit Gott zu fördern. Vom Priester wird nicht verlangt, dass er Experte in der Wirtschaft, im Bauwesen oder in der Politik ist. Von ihm erwartet man, dass er Experte im geistlichen Leben ist. Die wahre und heilige Aufgabe des Priesters ist es, den Weg zum Himmel zu zeigen, den Weg zu einem erfüllten und glückseligen Leben. Möge der Primiziant Armin Hammerle in seinem zukünftigen Dienst als Priester für Gott und die Menschen genau dies tun und segensreich wirken.

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